Weniger ist manchmal mehr…

Weniger ist manchmal mehr, aber ich will immer mehr, wäre weniger dann besser?

Was jetzt etwas eigenartig nach Gedanken morgens um eins nach Alkohol klingt, hat seinen Ursprung eher in Dingen die ich selbe erfahren habe und die ich immer wieder lese.

Wer seine Nase ins BDSM steckt und daran Gefallen findet, der hat anfangs ein unglaubliches Bedürfnis ganz viel ganz schnell zu erleben, alles auszuprobieren und am besten gleichzeitig. Da bauen sich ein unglaublicher Druck und eine Sehnsucht auf, wenn das nicht möglich ist. Man hat das Gefühl nur noch die Erfüllung dieser Sehnsucht ist wichtig, man bekommt einen richtigen Tunnelblick.

Ich kenne das sehr gut von mir, da ich anfangs nicht mal einen festen Spielpartner, geschweige denn einen Herrn hatte, hab ich unglaublich viel gedatet, sowohl in der Hoffnung jemanden für eine Spielpartnerschaft zu treffen aber auch um mein Bedürfnis zu stillen und Erfahrungen zu sammeln. Das war auf der einen Seite sehr lehrreich, auf der anderen Seite auch frustrierend. Immer nur an der Oberfläche kratzen, immer nur die Sehnsüchte anjucken aber nicht wirklich stillen. An Grenzen gehen war in solchen Konstellationen nicht möglich und wenn es jemand getan hat, war es nicht gut.

Was es mir gebracht hat war eine Ahnung von den Dingen die mich tatsächlich triggern und ein Verständnis dafür welchen „Typ“ Mann ich brauche.

Die Switcher die ich dominieren könnte, die bringen mir wenig. Die unglaublich lieben dominanten Männer, die aber nicht konsequent sein können/wollen, die mag ich zwar sehr und der Sex kann lustvoll sein, meine devote Seite verkümmert dort aber. Ich brauche nicht nur das Gefühl, sondern die aktive Umsetzung von Konsequenz und Dominanz. Ich teste mein Gegenüber unbewusst und wer das durchgehen lässt, hat mich schnell verloren. Ich hatte auch lange nur ältere Männer im Fokus, weil diese oft mehr bei sich angekommen waren und wussten was sie wollen und suchen. Andererseits muss ich auch sagen, ab einem gewissen Altersunterschied, ist die Sicht aufs Leben doch unterschiedlich, man steht an anderen Stellen im Leben. Das ist für eine Spielpartnerschaft kein Problem, macht aber manchmal eine tiefergehende Nähe schwer. Ich bin da inzwischen entspannter, mein Herr ist gleichaltrig mit mir und manchmal ein rechter Kindskopf, wenn es darauf ankommt allerdings fast unangenehm konsequent, außerdem ist er Sadist und laut eigener Aussage gar nicht unbedingt dominant, aber dass etwas nicht nach seinem Willen geht, ist in diesem Kontext in seinem Kopf gar nicht vorstellbar. Ich hab mit der Zeit meine Sicht aufs Alter und auf die Voraussetzungen für das was ich brauche sowohl entspannt als auch konkretisiert. Wer weiß, vielleicht gebe ich irgendwann sogar einem Jüngeren nochmal eine Chance.

Mein Her und ich sehen uns gar nicht so häufig und aktuell sehe ich niemand anderen. Die Erlebnisdichte ist somit gar nicht mehr sehr hoch. Wenn wir uns sehen ist es aber immer sehr intensiv, selbst wenn es nicht mehr jedes Mal etwas Neues für mich zu erleben gibt, dafür aber bekanntes in immer neuen Tiefen und Ecken ausgelotet wird. Es gibt Bereiche die er nicht abdeckt, manches aufgrund des Wollens anderes aufgrund des Könnens. Hier gibt es Raum für mich für weitere Erfahrungen mit jemand Anderem. Aber aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen weiß ich, dass ich nicht mehr die Lust auf eine Vielzahl von Dates habe, in der Hoffnung dass dann jemand passendes dabei ist. Momentan fehlen mir auch die Zeit und die Kraft/Motivation um in Ruhe nach Jemandem zu suchen der diese anderen Bereiche eventuell bedienen möchte, mit der Einschränkung, dass ich bereits an einen Herrn gebunden bin. Denn ich möchte niemandem das Gefühl geben ein Erfüllungsgehilfe für Bedürfnisse zu sein. Ein einmaliges Kopfkino gemeinsam umzusetzen ist das eine aber bei einer Regelmäßigkeit müssen beide Seiten etwas davon haben. Und ich bin mir selber unsicher in wie weit ich aktuell tatsächlich in der Lage bin Submission einem anderen Mann gegenüber zu empfinden. Das sind also Dinge die werde ich vielleicht irgendwann mal angehen, wenn Zeit und Bedürfnis das bedingen.

Kann ich nun Weise im Rückblick sagen, wartet auf den Richtigen, lasst euch Zeit und überstürzt nichts? Also sagen könnte ich es, aber ich würde mich selber nicht dran halten. Die Erfahrungen in dieser Zeit waren auch wichtig, haben mich mitgeformt und ich wäre vielleicht gar nicht bereit gewesen für meinen Herrn, hätte ich diese Erfahrungen nicht gemacht. Nicht weil ich für ihn noch nicht weit genug gewesen wäre, sondern weil ich in mir noch nicht klar genug gewesen wäre.

Das was ich mir selber raten würde im Rückblick wäre, immer auf das Bauchgefühl hören und sich nicht zu sehr auf Jemanden versteifen nur weil das erste Treffen so unglaublich passend erschien. Das kann nämlich auch nur einseitig sein und gerade anfangs wirkt so viel so unglaublich passend, einfach weil da jemand ist der schon länger weiß, wie man das Spiel spielt und man sich endlich verstanden fühlt. Schlussendlich sind aber anfangs viele Dinge ähnlich, sie kicken einen nur so viel mehr wenn man sie das erste Mal erlebt. Dem Zauber BDSM verfallen aber darauf achten ob es tatsächlich der Partner ist der diesen Zauber auslöst oder nur das Erlebnis. Sich nicht sofort auf etwas fokussieren aber auch nicht alles gleichzeitig und mit zu vielen testen. Der Körper und der Kopf brauchen Zeit um zu verarbeiten und mitzukommen.

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